infolab und der „Product Carbon Footprint“

infolab und der „Product Carbon Footprint“

„Einen Augenblick bitte! Wollen Sie wirklich diesen Kaffee kaufen? Trinken Sie lieber eine umweltfreundlichere Marke.“ Wie würden Sie reagieren, tippte Ihnen jemand mit diesen Worten auf die Schulter?

Von „Fair Trade“ und gerechten Kaffeepreisen hat der eine oder andere schon einmal gehört, aber von umweltfreundlichem Kaffee? In der Tat wird man sich im Supermarkt bald selbst auf die Schulter tippen können, denn der „Product Carbon Footprint“ (PCF) wird auf Verpackungen verschiedener Konsumgüter zu finden sein.

Der PCF gibt an, wie viel CO2-Emissionen und andere Schadstoffe von der Erzeugung bis zur endgültigen Verwendung eines Produkts im Schnitt ausgesondert werden. Neben einigen anderen namhaften Konzernen und deren Produkten hat Tchibo seine Kaffeesorte „Rarität Machare“ als Pilotprojekt zur Verfügung gestellt. Auch uns von infolab geht dieses Thema etwas an, nicht nur, weil gestandene Softwareentwickler viel Kaffee bei der Arbeit benötigen, sondern weil sie bei infolab ein innovatives und nachhaltiges Programm im Rahmen des Themengebiets PCF entwickeln.

„Schone die Umwelt!“ Diese Aufgabe stellt sich der gesamten Menschheit. Privatpersonen, Firmen und Regierungen bemühen sich, Lösungen zu finden. Die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel, die Subventionierung erneuerbarer Energien und die Herstellung von Hybridfahrzeugen, die mit sauberem Strom fahren sollen, sind in den Medien oft erwähnte Ansätze. Der PCF hingegen ist ein wenig erwähntes Gütesiegel, trotz seines Potentials.

Dabei hält er einige Überraschungen bereit. Auf die Frage, ob beim Beispiel des Kaffees der Anbau, der Transport bis in die heimische Küche oder die Zubereitung am meisten CO2 produziert, würde man am ehesten mit dem Transport antworten. Dieser verursacht jedoch nur 12 {03f017973485a59d45d644ec21330da0685bd8fa1d418891b6bf1000dc3663f4} der Emissionen. Davor liegen die Zubereitung mit 30 {03f017973485a59d45d644ec21330da0685bd8fa1d418891b6bf1000dc3663f4} und der Anbau mit 56 {03f017973485a59d45d644ec21330da0685bd8fa1d418891b6bf1000dc3663f4}; größtenteils verantwortlich hierfür sind Dünger und Pflanzenschutzmittel.

Mit Ergebnissen wie diesen soll der PCF das Bewußtsein von Verbrauchern für das Klima weiter ausbauen und sie zum Kauf klimaschonenderer Produkte anregen. Für die Industrie ist der PCF ein effektives Mittel, um emissionsreiche Produktionsphasen zu identifizieren und dadurch an der richtigen Stelle für eine Verringerung des CO2-Ausstoßes ansetzen zu können. Großbritannien und Frankreich werden 2013 den PCF für einige ihrer Wirtschaftsbranchen verpflichtend einführen und Deutschland wird folgen. Dadurch gewinnt der PCF zunehmend an Bedeutung.

Wir arbeiten an einem innovativen Tool zur Berechnung des Energieaufwands und des PCF für die verschiedenen Schritte eines Lackierprozesses. Das Tool „zerlegt“ diesen in kleinste Prozeßschritte und berücksichtigt dabei komplexe elektrotechnische und thermodynamische Vorgänge.

Beispielsweise muß jedes lackierte Werkstück trocknen. Dafür benötigt es je nach Form, Material und Farbe einen bestimmten Energiebetrag, dessen Erzeugung CO2 emittiert. In die Kalkulation einbezogen werden die verbrauchte Energie für die Erwärmung und den Betrieb der Lüfter, Wärmeverluste durch Abluft usw. Der Benutzer gibt die Prozeßdaten über eine einfach zu bedienende Weboberfläche ein; das Tool erledigt die Berechnung mit den physikalischen Formeln und Konstanten. Output sind der Energieverbrauch und der CO2-Ausstoß pro „Functional Unit“; meistens pro m² lackierte Fläche.

Markus Becker, 25. Oktober 2012

Geschrieben von tpaulwitz

Shortlink: http://www.infolab.de/?p=2223

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