Software nach Maß

Software nach Maß

Warum Individualsoftware?
Fragen an „Software-Maßschneider“ Wolfhart Grote, den Chef des IT-Unternehmens infolab

Dipl.-Math. Dipl.-Inf. Wolfhart Grote ist Geschäftsführer des mittelständischen Softwarehauses infolab in Erlangen. Als erstes mittelständisches IT-Unternehmen wurde infolab 1995 nach DIN ISO 9001 zertifiziert. In den vergangenen vierzig Jahren hat Grote Hunderte von Softwareentwicklungsprojekten aller Größenordnungen begleitet und verantwortet. Das Unternehmen infolab entwickelt Software für die Branchen Logistik, Energie und Medizin und steht für „Software nach Maß“. Wir befragten Grote zu den Vorzügen von Individualsoftware.

Warum sollte sich also ein Unternehmen seine Software maßschneidern lassen?

Grote: Unternehmen unterscheiden sich sehr vom Menschen. Gebrauchskleidung ist in der Regel nur für einen begrenzten Zeitraum vorgesehen, eine Software für Unternehmen sollte jedoch als langfristige Investition angesehen werden, die im Wettbewerb eine wichtige Rolle spielt.

Maßgeschneiderte Anzüge sind teuer. Maßgeschneiderte Software doch sicher auch? Ist Standardsoftware nicht wesentlich billiger?

Grote: Maßgeschneiderte Software erfordert zunächst eine höhere Investition, wenn man sie mit dem Kaufpreis einer Standardsoftware vergleicht. Werden dann aber bei der Standardsoftware Anpassungen fällig, zum Beispiel in der Betriebsorganisation, kommt man schnell zu dem Punkt, an dem sie teurer wird und deren Anpassungen an Grenzen stoßen. Muß man nachträglich die Entscheidung für Standardsoftware korrigieren, kann es sehr teuer werden. Solche Situationen haben wir bei unseren Kunden mehrmals erlebt.

Wenn die Situation es ermöglicht, kann Standardsoftware eine wirtschaftliche Lösung sein. Wenn aber Veränderungen notwendig werden, überwiegt sehr schnell der Vorteil der Individualsoftware. Wichtig ist vor allem eines: Man sollte die Software immer den Unternehmensabläufen anpassen und nicht umgekehrt. Also: nicht abspecken, damit der Anzug paßt!

Gibt es weitere Nachteile von Standardsoftware?

Grote: Das Wort „Standard“ spiegelt vor, daß die Software auf einer allgemein gültigen Norm basiert. Diese Norm wird aber in der Regel von einem großen Hersteller gesetzt. Von diesem Hersteller und seiner Weiterentwicklungspolitik ist man dann abhängig. Zwar teilt man dieses Schicksal mit vielen anderen Unternehmen, aber wenn die Software für das eigene Unternehmen nicht mehr richtig paßt, hilft das Bewußtsein, einer Schicksalsgemeinschaft anzugehören, auch nicht weiter.

Welche Unternehmen nutzen eigentlich Ihre Individualsoftware?

Grote: Es sind zum Beispiel kleine mittelständische Unternehmen aus der Marktforschung, die sich mit unserer Individualsoftware ein Alleinstellungsmerkmal gegenüber ihrem Wettbewerb gesichert haben. Die Spannweite reicht von mittelständischen Gerätebauern bis hin zu großen Anlagenbauern, bei denen unsere Software für einen individuell zugeschnittenen Ablauf der Anlagen sorgt. Die Wirtschaftlichkeit unserer Software ergibt sich vor allem daraus, daß wir nach einer gründlichen Analyse der Prozesse und Anforderungen dem Kunden eine Software liefern, die ihm wirklichen Nutzen bringt, eben „Software nach Maß“.

Welche Rolle spielt Individualsoftware im Rahmen der Prozeßoptimierung?

Grote: Standardsoftware ist meist nur für Standardprozesse geeignet, allenfalls mit gewissen Variationsmöglichkeiten. Diese erlauben zwar gewisse Optimierungen der Prozesse, aber immer nur in dem Umfang, wie es allen anderen Anwendern derselben Standardsoftware auch möglich ist. Für echte Differenzierung im Wettbewerb, also für das sogenannte „USP“ (= unique selling proposition, Alleinstellungsmerkmal), gibt es keine Möglichkeit. Eine wirklich maßgeschneiderte Prozeßoptimierung kann nur mit einer maßgeschneiderten Software erreicht werden.

Wenn ein Schneider falsch maßnimmt, ist der Stoff unbrauchbar. Gilt das auch für Individualsoftware?

Grote: Das ist leider auch bei der Individualsoftware so. Wenn das Maß falsch genommen wurde und die Software nicht paßt, wird sich der Kunde zu Recht sagen, daß eine Konfektionsware besser und preiswerter gewesen wäre. Umgekehrt kann es auch bei Konfektionskleidung passieren, daß sie nach dem Waschen einläuft oder daß sich die eigenen Maße verändern – was in Wachstumsphasen die Regel ist. Dann ist die Konfektionsware weitgehend wertlos. Insofern kommt es in beiden Fällen auf die richtige Beratung und den richtigen Schneider an. Wenn er – so wie infolab – langjährige Erfahrung hat und einem Qualitätsmanagementsystem nach ISO 9001 folgt, dann weiß er maßzunehmen. Wichtig ist beim Maßanzug wie bei Individualsoftware, daß sie passen und langfristig Nutzen bringen.

Geschrieben von tpaulwitz

Shortlink: http://www.infolab.de/?p=2652

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